Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen und Mythen zur Windenergie
1. Windräder schreddern Vögel.
Expert*innen schätzen, dass circa einhunderttausend Vögel im Jahr durch Windräder getötet werden. Die Einschätzung für die Zahl der getöteten Individuen im Jahr durch Pestizide reichen von 60 bis 90 Millionen; Straßen- und Bahnverkehr fallen 70 Millionen Vögel im Jahr zum Opfer.
Windenergieanlagen können besonders für große Vögel und Fledermäuse gefährlich werden. Diese Gefahr ist aber im Vergleich zu anderen Beeinflussungen gering und vor allem nicht überall gleich hoch. Entscheidend ist die Nähe zu vorkommenden Tierarten – also ob Nist- und Rastplätze oder Hauptrouten von Zugvögeln in Reichweite sind. Neben der Standortwahl kann auch der Betrieb der Anlagen entscheidend sein. Zum Beispiel reduziert das standardmäßige Abschalten in den Zeiten, zu denen die Fledermäuse auf die Jagd gehen, das Risiko erheblich.
2. Windräder zerstören deutsche Wälder.
Windenergie stellt keine grundsätzliche Gefahr für unseren Wald dar. Selbstverständlich sollten Wildnisgebiete im Sinne der Nationalen Biodiversitätsstrategie ausgeschlossen werden – also Wälder, die unter Naturschutz stehen oder naturnahe Wälder, die ein Alter von über 100 Jahren haben. Diese Wälder sind wichtige Lebensräume für seltene Vogel-und Fledermausarten. Damit sollte ungefähr 36 Prozent der Waldfläche Deutschlands vom Windenergieausbau ausgeschlossen werden.
Durchschnittlich muss ein halber Hektar Wald für den Bau einer Windenergieanlage gerodet werden. Dazu kommt ein weiterer halber Hektar Fläche für die Bauphase, die aber wieder aufgeforstet werden kann. Zum Vergleich: Aufgrund von Schäden durch Borkenkäfer und Trockenheit sind seit 2018 rund eine halbe Million Hektar Waldfläche verloren gegangen und müssen wieder bewaldet werden. Der Klimawandel ist also der wesentlich größere Faktor für Waldverluste.
Dennoch gilt: Der Wald kommt erst als Standort für Windenergie in Frage, wenn in der freien Landschaft keine geeigneten Standorte bestehen. Und für verlorengegangenen Wald muss immer Ausgleich geschaffen werden.
3. Windräder zerstören generell die Natur.
Andere Landnutzungsformen, insbesondere Landwirtschaft und Verkehr, haben einen wesentlich höheren Einfluss auf die Gesundheit unserer Ökosystem. Denn Windräder stören Böden und Stoffhaushalte kaum.
Dennoch ist ein naturverträglicher Windkraftausbau nötig und auch möglich. Dafür braucht es Regeln. Windenergieanlagen vertragen sich mit dem Schutz der Natur, wenn ihr Standort sorgfältig ausgewählt worden ist und in der vorgeschriebenen Einzelfallprüfung deutlich wird, dass keine erheblichen Schäden zu befürchten sind.
4. Windenergie frisst riesige Flächen.
Nicht einmal drei Prozent der Fläche von Deutschland reichen aus, um mit Windenergie den aktuellen Stromverbrauch von Deutschland zu decken. Stromgewinnung durch Wind ist damit die flächeneffizienteste Erzeugungsform. Das zeigen Untersuchungen des Thünen-Institutes in Braunschweig: pro Hektar Windkraft können 6000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Zum Vergleich: Ein Hektar Photovoltaik-Freiflächenanlagen kann 230, ein Hektar Mais für die Biogasanlage nur sieben Haushalte versorgen.
Karte Flächennutzung in Deutschland
5. Strom aus Wind ist zu teuer.
Die Produktionskosten von Strom aus Windkraft liegen zwischen vier und acht Eurocent pro kWh, was sie zur zweitgünstigsten Erzeugungstechnologie nach der Photovoltaik macht. Konventionelle Kraftwerke in Deutschland unter der Berücksichtigung von höheren CO2-Kosten landen bei 7,5 Cent pro kWh. Die Kosten für die Schäden an der Umwelt durch Förderung von Gas und Kohle und den menschgemachten Klimawandel durch deren Verbrennung werden sogar bisher nicht abgebildet.
6. Windräder sind nicht effizient.
Windkraftanlagen holen die für ihre Herstellung nötige Energie in wenigen Monaten wieder herein. Bei einer Laufzeit von 25 Jahren erzeugt ein Windrad 40-mal so viele Energie wie bei Konstruktion und Betrieb verbraucht wird. Der Wirkungsgrad einer Windkraftanlage liegt bei 45-50%. Z.B. ein Braunkohlekraftwerk
oder Kernkraftwerk haben einen Wirkungsgrad von ca. 40%
Diagramm Wirkungsgrad fossile Kraftwerke
7. Windenergieanlagen sind schlecht fürs Klima.
Der Bau von Windenergieanlagen verbraucht Energie. Besonders die Stahltürme und das Betonfundament verbrauchen Ressourcen. Produktion von Stahl und Zement setzen CO2 frei. Dennoch sieht die Gesamtbilanz gut aus: Eine heute neu gebaute Anlage an Land verursacht rund neun Gramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde Strom. Bei einer Photovoltaikanlage sind es 33 Gramm CO2 pro kWh. Das schlägt fossile Energieträger, wie Erdgas (442 Gramm), Steinkohle (864 Gramm) und Braunkohle (1034 Gramm) bei weitem. Auch der Atomstrom verursacht mit 117 Gramm viel mehr.
Windkraftanlagen sind eine der wichtigsten Schlüsselmaßnahmen zum Klimaschutz. Wenn wir auf sie verzichten, geht die Klimaerwärmung ungebremst weiter, und die Folgen und Schäden für Umwelt, Natur, Vögel, Insekten, den Wald und die Menschen werden weit mehr ein Tausendfaches betragen.
8. Schwefelhexafluorid macht Klimabilanz von Windrädern zunichte.
Auch das beim Windenergieausbau als Isolator verwendete Treibhausgas Schwefelhexafluorid (SF6) stellt keinen großen Einfluss auf die CO2-Bilanz dar. Außerdem kommt SF6 in anderen Kraftwerken und generell bei Umspannwerken zum Einsatz – und nicht nur bei der Windenergie. Das Gas wird in einem geschlossenen System verwendet.
9. Der Bau von Windkraftanlagen verbraucht Unmengen an Ressourcen.
Windenergieanlagen können recycelt werden. Wenn Windenergieanlagen rückgebaut werden, können 80 bis 90 Prozent der Komponenten weiterverarbeitet werden. Allerdings stellt die Entsorgung der Rotorblätter derzeit noch eine Herausforderung dar. Für das Verbundmaterial müssen Recycling-Lösungen gefunden werden. Entsorgungskapazitäten sind aber vorhanden.
Ein Ressourcenfresser ist die Windenergie im Vergleich zu anderen Formen der Energiegewinnung nicht.
Zum Vergleich: 1000 Windräder benötigen ca. 5000 t. Kupfer, das ist sind ca. 0,0002% der weltweiten Produktion. Seltene Erden ca. 300 t. das sind ca. 0,0085% der weltweiten Produktion. Nickel ca. 5000 t,
ca. 0,0015% der Produktion weltweit. (Alle Werte von 2023)
In den neusten Windrädern wird kein Neodym mehr verbaut.
10. Infraschall macht krank.
Infraschall von Windenergieanlagen ist ab 600 m Abstand nicht von dem ohnehin überall natürlich vorliegenden Infraschall zu unterscheiden. Messtechnisch ist eine Zusatzbelastung für den Menschen aber auch bei geringerer Entfernung nicht nachweisbar. Gutachten, wissenschaftlich fundierte Studien und Gerichtsurteile bestätigen: gesundheitliche Auswirkungen sind nicht plausibel.
Auftretende Beschwerden müssen dennoch ernst genommen werden. Das Windturbinensyndrom ist auf den Nocebo-Effekt zurückzuführen: Anwohner*innen erkranken durch die Befürchtung gesundheitlicher Auswirkungen. Hier hilft Aufklärung.
11. Der Abrieb von Flügelblättern setzt krebserregende und giftige Stoffe frei
Die Flügelspitzen von Windkraftanlagen drehen sich so schnell, dass sie erodieren und dadurch giftige und krebserregende Stoffe (Mikroplastik, Verbundfasern, Epoxidharz, PFAS, Bisphenol-A) in die Umwelt gelangen.
Abrieb von Windkraftflügeln ist vor allem ein Problem für die Betreiber, nicht für die Umwelt oder gar die Bevölkerung, da die Mengen gegenüber anderen Quellen von Mikroplastik vernachlässigbar gering sind und außerdem nicht giftiger sind.
12. Windkraftanlagen töten Insekten (DLR Studie)
Waldvögel fressen deutlich mehr Insekten als durch Windkraftanlagen getötet werden.
Das Ergebnis der Hochrechnung ist bei näherer Betrachtung weit weniger bedrohlich als die angegebene Zahl glauben macht: Die ermittelten täglichen Verluste summieren die Autoren der Studie zu bundesweiten jährlichen Gesamtverlusten von 1.200 Tonnen Insektenbiomasse auf.
Wir kennen keine Zahlen zur Gesamtinsektenbiomasse in Deutschland, zu denen man diese Angabe in Relation setzen könnte.
Bekannt ist aber z.B., was unsere Vögel an Insekten verzehren: Das haben gerade erst in einer aktuellen Studie Nyffeler et al. (2018) ermittelt. In den von ihnen ausgewerteten Studien verzehren Vögel in europäischen Wäldern im Schnitt rund 40 kg Insekten pro Hektar.
Rechnet man das nur auf die gesamte Waldfläche Deutschlands hoch, verzehren nur Vögel und die nur in den Wäldern Deutschlands pro Jahr mehr als 450.000 Tonnen Insekten. Demgegenüber nehmen sich 1.200 Tonnen Verluste an Windkraftanlagen doch eher marginal aus – Verluste in dieser Größenordnung können kaum nennenswerten Einfluss auf das Insektensterben haben. Im übrigen gehen die Autoren des DLR davon aus, dass selbst die 1.200 Tonnen Verluste nur 5 % der Insekten darstellen, die durch die Rotoren fliegen – 95 % der durchfliegenden Insekten bleiben ihren Ergebnissen nach unbeschadet.
Es handelt sich nur um Modellrechnungen anhand von Literaturdaten. Und zur Insektendichte in der Atmosphäre und zu ihrer Höhenverteilung liegen zu jedem der beiden Aspekte nur je eine Studie zugrunde.
Das ist eine „dünne“ Ausgangsbasis.
Auch die Autoren selber kommen daher zu dem Schluss, dass ihre Modellrechnungen noch dringend durch empirische Studien überprüft werden müssen.
Im Gegensatz dazu sind die Zusammenhänge zwischen dem Insektensterben und der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung als Hauptursache gut und schlüssig belegt (hier z.B. eine ganz aktuelle Metastudie).
13. Windkraftanlagen bremsen den Wind
Wind ist Luft, und Luft besteht aus Molekülen. Wenn sie auf die Rotorblätter treffen, setzen sie diese in Bewegung - die Moleküle werden ihrerseits abgebremst und verwirbeln hinter den Rotoren. Im Nachlauf hinter den Anlagen entstehen Strömungen mit geringeren Windgeschwindigkeiten und stärkeren Turbulenzen. Dieser so genannte Nachlaufeffekt ist seit langem bekannt, lässt sich mit der LiDAR-Technologie sehr gut messen und wird bei der Planung von Windparks berücksichtigt. Die einzelnen Anlagen werden daher mit einem Mindestabstand und in einer bestimmten Anordnung zur Hauptwindrichtung aufgestellt, damit sich die Anlagen nicht gegenseitig den Wind aus den Flügeln nehmen.
Auf dem Land ist dieser Nachlaufeffekt über den jeweiligen Windpark hinaus eher kurzfristig. Denn wenn die Luft über Wälder, Berge, Büsche, Häuser oder andere unebene Flächen strömt, wird sie durchmischt. Die Durchmischung durch die Windenergieanlage fällt dann weniger ins Gewicht. Bei einer modernen Anlage mit einem Rotordurchmesser von 200 Metern ist der Effekt bereits nach maximal einem Kilometer wieder verschwunden.
Quelle: TÜV Nord